Worin unter­scheidet sich die neue METRO von der Alten? Scroll Down

Interview mit Olaf Koch, Vorsitzender des Vorstands der METRO AG

Olaf Koch, Vorsitzender des Vorstands der METRO AG (Foto)

OK Die neue METRO ist deutlich klarer aufgestellt. Wir sind jetzt ein Handelsunternehmen, das einen starken Fokus auf den Lebensmittelbereich legt und international stark im Großhandel verankert ist. Hier streben wir an, der Partner der Wahl der vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmen zu sein. Unser Ziel dabei ist, unsere Kunden noch erfolgreicher zu machen. In Deutschland ist zusätzlich der Lebensmitteleinzelhandel eine wichtige Säule unseres Geschäfts. Hier bieten wir ein außerordentlich umfangreiches, vielfältiges und hochqualitatives Angebot.

Sie wollen zu 100 % Partner Ihrer Kunden sein. Was verbirgt sich konkret hinter diesem Anspruch?

OK Wir wollen unsere Relevanz für unsere Kunden kontinuierlich steigern. Dazu müssen wir die Fokussierung auf die ausgewählten Zielgruppen pro Geschäftseinheit noch weiter schärfen und ausbauen und auf dieser Basis die entsprechenden Angebote permanent optimieren. Dazu gehören passgenaue Sortimente in einer ausgezeichneten Qualität, effektive Absatzkanäle und Belieferungsmodelle, aber auch Services wie Fortbildungen, Trainings und innovative IT-Lösungen, die insbesondere kleine Betriebe effizienter machen. Über die letzten Jahre haben wir dabei schon große Fortschritte gemacht, wir wissen aber auch, dass wir noch enormes Potenzial haben, unsere Relevanz weiter zu steigern.

Zwei asiatische Frauen auf einem Markt (Foto)
Kreative Lichtquelle im Freien (Foto)
Olaf Koch, Vorsitzender des Vorstands der METRO AG (Foto)

Die Differenzierung nach Ländern und Kundengruppen ist also der Schlüssel zum Erfolg?

OK Sie ist im Grunde genommen unser Lebenselixier. Über Jahre war die Standardisierung im Großhandelsgeschäft sehr erfolgreich. Heute hingegen ist es kaum noch möglich und oftmals auch nicht sinnhaft, überregionale Sortimente oder Formate festzulegen. Es geht vielmehr darum, das Geschäft so nah wie möglich an den lokalen Bedürfnissen auszurichten. Wir müssen die Besonderheiten des jeweiligen Landes sehr genau verstehen und uns dann auf die jeweils wichtigsten Zielgruppen fokussieren. Ist es zum Beispiel in erster Linie die Gastronomie oder der kleine, unabhängige Handel? Darüber hinaus müssen wir noch besser analysieren, vor welchen Herausforderungen unsere Kunden stehen, welchen konkreten Unterstützungsbedarf sie haben und wie wir diesen bedienen können.

Großhandel samt Belieferung macht rund 80 % des METRO Umsatzes aus. Welche Rolle spielt da Real?

OK Real ist auf einem sehr guten Weg, einen wachsenden Bedarf im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zu bedienen. Wir haben heute bereits eine einzigartige Vielfalt. Diese Stärke muss durch Service und Inspiration ergänzt werden. Das Food-Lover-Konzept, das wir in Krefeld umgesetzt haben, spiegelt das sehr stark wider. Der Qualitäts- und Serviceanspruch kommt noch klarer zur Geltung und die diversen gastronomischen Angebote begeistern und inspirieren die Kunden. Das Food-Lover-Konzept zeigt sehr klar, dass man die große Fläche unserer Märkte zu einem strategischen Vorteil ummünzen kann. Ich bin beeindruckt von dem, was das Team bei Real seit dem Sommer vergangenen Jahres erreicht hat, und sehe in der Umwandlung weiterer Märkte nach dem Food-Lover-Konzept große Perspektiven für das stationäre Geschäft. Aber auch online hat sich im vergangenen Jahr einiges getan – zum Beispiel durch die Integration des Hitmeister-Marktplatzes in den Real Onlineshop. Damit ist Real als moderner und zukunftsfähiger Multichannel-Anbieter gut aufgestellt.

Macht Ihnen neue Onlinekonkurrenz im Lebensmittelhandel Sorgen?

OK Im Großhandel sind direkte und persönliche Kundenbeziehungen, innovative Angebote und Services sowie Vertrauen und Kundennähe die wesentlichen Erfolgsfaktoren. Hier sind wir national wie international extrem gut aufgestellt und werden uns auch in Zukunft als eines der führenden Unternehmen im Großhandel behaupten. Durch unsere diversen Maßnahmen wie beispielsweise den Own Business Day, um die Kundenbeziehungen auszubauen und zu intensivieren, werden wir in den kommenden Jahren unsere Nähe zum Kunden noch weiter stärken. Hinzu kommen dann natürlich auch noch die diversen digitalen Lösungen, die wir unseren Kunden anbieten. Was den Online-Lebensmitteleinzelhandel angeht, gibt es derzeit eine große Dynamik. Ob dies allerdings wirtschaftlich umgesetzt werden kann, bleibt fraglich. Schließlich sind die Grenzkosten erheblich, die Preisbereitschaft und Loyalität allerdings sehr gering. Ausblenden werden wir das Thema aber nicht. Derzeit können Kunden in ausgewählten Städten und Regionen bei Real.de online Lebensmittel bestellen und über einen Partner nach Hause liefern lassen. Insofern bleiben wir auch hier eng am Thema dran, aber eben sehr kontrolliert.

UNSER ZIEL IST ES, UNS LANG­FRISTIG ALS STARKER PARTNER UND LÖSUNGS­ANBIETER ZU POSITIO­NIEREN Olaf Koch
Olaf Koch bei einem Vortrag über Indien (Foto)

Im Großhandel wächst der Belieferungsanteil hingegen seit Jahren. Verlieren hier die Märkte an Bedeutung?

OK Keineswegs, wir beobachten in vielen Ländern zweierlei: Zum einen nimmt die Belieferung zu, gerade bei abgepackten Waren und Getränken. Zum anderen kommen insbesondere Gastronomen weiterhin sehr gerne zu uns in den Markt. Gerade bei frischen und ultrafrischen Produkten wollen sie die Ware sehen und erleben. Sie wollen sich beraten lassen und sich über neueste Trends informieren, Anregungen erhalten, aber auch Kollegen aus der Branche treffen. Unsere Märkte sind immer mehr Branchentreffpunkte und Orte der Inspiration.

Sehen Sie in diesem Bereich noch weitere Wachstumsfelder für die neue METRO?

OK Die Wachstumschancen sind vielfältig. Zum einen haben wir noch viele Möglichkeiten, unsere Standortpräsenz auszubauen. Dies geschieht immer stärker auch mit innovativen Formaten wie beispielsweise unserem neuen Compact Store in Frankreich. Darüber hinaus werden wir die Belieferung deutlich steigern und auch hier neue Lösungsangebote machen, wie beispielsweise mit dem Express-Service in Österreich. Ein weiteres Wachstumsfeld liegt in speziell definierten Produkten, die zum Beispiel schon geschnitten und portionsgerecht abgepackt sind und somit den Arbeitsalltag unserer Kunden vereinfachen. Eine ideale Chance für Eigenmarken. Gerade in diesem Bereich werden wir in den kommenden Jahren unser Engagement erheblich ausbauen. Großes Potenzial liegt aber noch in einem anderen Bereich: dem Angebot von digitalen Lösungen.

Digitalisierung ist ein gutes Stichwort. Hier arbeiten Sie vor allem an Lösungen für die Gastronomie. Warum?

OK Die Gastronomie ist eine fantastische Branche. Millionen von unabhängigen Unternehmern ermöglichen uns durch ihr leidenschaftliches Engagement den Zugriff auf die wunderbare Vielfalt an Speisen, Inspirationen und Erlebnissen. Die überwiegende Mehrheit der Betriebe nutzt heute allerdings praktisch keine digitalen Lösungen. Dabei hat die Anzahl der verfügbaren Lösungen, mit denen sie wirtschaftlich noch erfolgreicher werden können, in den letzten Jahren rapide zugenommen. Seit 2014 haben wir diesen Markt analysiert, seit 2015 ausgewählte Start-ups über den METRO Accelerator unterstützt und seit 2016 mit Pilotkunden den Nutzen diverser digitaler Applikationen validiert. Die Erkenntnis hieraus ist sehr klar: Wir können unserem Ziel, der ideale Partner für unabhängige Unternehmer zu sein, durch die Bereitstellung und Vermarktung von innovativen Lösungen deutlich näher kommen. Die Vorteile für den Kunden sind vielfältig. Eine gute Onlinepräsenz etwa steigert die Besucherzahl. Ein digitales Personalmanagementsystem vereinfacht die Zeiterfassung, Schicht- und Urlaubsplanung. Und wer seinen Bestand digital steuert, behält leichter den Überblick über seine Lebensmittelvorräte und kann dadurch seine Abfälle deutlich reduzieren. All diese Lösungen tragen dazu bei, dass die Betriebskosten und der Administrationsaufwand sinken und Freiräume für wichtigere Dinge entstehen.

Olaf Koch, Vorsitzender des Vorstands der METRO AG (Foto)
Wir wollen einen Beitrag leisten, um unsere Kunden noch erfolg­reicher zu machen. Olaf
Koch

Der Nutzen für Ihre Kunden liegt auf der Hand. Aber wie profitiert METRO?

OK Das Prinzip ist einfach: Wir wollen einen Beitrag leisten, um unsere Kunden noch erfolgreicher zu machen und ihren Arbeitsalltag zu erleichtern. Ihr Erfolg ist unsere Motivation. Und um diese Strategie voranzutreiben, müssen wir eben auch in digitale Produkte und Dienstleistungen investieren. Hier geht es allerdings nicht um schnelle Gewinne oder unmittelbare Umsatzsteigerungen. Unser Ziel ist es, uns langfristig als starker Partner und Lösungsanbieter zu positionieren und dadurch unseren Marktanteil weiter auszubauen.

Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang auch Innovationen innerhalb von METRO?

OK METRO hat eine lange Tradition bezüglich der Entwicklung von innovativen Lösungen. Zum Beispiel im Bereich der Kassensysteme oder der Warenwirtschaft. In den vergangenen Jahren haben wir eine Reihe von neuen Lösungen entwickelt. Ein Beispiel hierfür ist der Belieferungsprozess, der heute komplett digitalisiert ist und international ausgerollt wird. Unsere Fahrer können dank neuer Tools ihre Routen deutlich besser planen. Außerdem konnten wir den Papier- und Dokumentationsaufwand deutlich reduzieren. Auch für den Vertrieb haben wir ein neues Tool entwickelt. Damit lassen sich Kontakte systematisch verwalten und interne Schwachstellen identifizieren. Unsere Mitarbeiter können so noch besser auf die Bedürfnisse einzelner Kunden eingehen und maßgeschneiderte Angebote machen.

Im Herbst fand METRO unboxed statt. Was hatte es damit auf sich?

OK Mit der effektiven Abspaltung unserer Firma und der ersten Börsennotierung im Juli 2017 hat ein ganz neuer Abschnitt in der Geschichte unserer Firma begonnen. Unser Unternehmen zeichnet sich durch eine unglaubliche Vielfalt an Geschäftsmodellen, Innovationen und Kulturen aus. Genau das wollten wir für unsere Kolleginnen und Kollegen, aber auch für unsere vielfältigen Partner sowie für die Medien und den Kapitalmarkt auf unterhaltsame Weise erlebbar machen. Jede Geschäftseinheit hat sich in einer 3-wöchigen Ausstellung mit einer repräsentativen Geschichte aus dem jeweiligen Land vorgestellt. Allein schon die Vorbereitung mit den diversen Teams war unglaublich beeindruckend. Als es dann losging, war die Begeisterung und Faszination groß, denn wir konnten zum ersten Mal die wunderbare Vielfalt unseres Unternehmens an einem Ort greifbar machen. Darüber hinaus haben wir METRO Delegierte aus 25 METRO Ländern eingeladen und somit symbolisch gemeinsam den „Startschuss“ für unser neues Unternehmen gegeben. METRO unboxed hat eine unglaublich positive Dynamik erzeugt. In Zukunft wollen wir solche Formate weiterentwickeln. Es geht darum, den Reichtum an Wissen und Menschen, den wir haben, maximal zu nutzen und zu fördern.

Was schätzen Sie am meisten an den METRO Mitarbeitern?

OK Am meisten schätze ich ihre Leidenschaft. Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass wir so viele Kolleginnen und Kollegen haben, die mit Begeisterung tagtäglich nach neuen Möglichkeiten suchen, um ihr Arbeitsfeld im Sinne der Kunden, der Geschäftspartner und Kollegen besser zu gestalten. Es herrscht eine große Offenheit, neue Wege zu gehen. Das begeistert mich sehr und gibt mir eine sehr große Zuversicht. Wir haben gemeinsam noch so viel vor.

Frau liest Infobroschüre (Foto)

Metro unboxed

Wir bedanken uns bei rund 30.000 Besucherinnen und Besuchern der Erlebnis-Austellung.

2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche
Rund 30.000 Besucherinnen und Besucher
Hand hält Infobroschüre (Foto)